WIR MACHEN MEHR AUS IHREM GELD

Ausstellungsprojekt von Uwe Jonas, Peter Kees und Hans Hs Winkler

 

 

Das Zerstören von Geldscheinen ist kein subversiver Akt. Es eröffnet einen neuen Markt. Für Uwe Jonas, Peter Kees und Hans Winkler werden Geldscheine zum Material ihrer künstlerischen Arbeit. Die Scheine werden u.a. mit Säure bearbeitet und als ästhetisch veränderte Objekte wieder ausgestellt und somit erneut in den Umlauf gebracht. Besucher und Kunstinteressierte haben die Möglichkeit, "mehr aus ihrem Geld zu machen" und Geldscheine zu investieren.
Uwe Jonas, Peter Kees und Hans Winkler bieten die Chance, Geld offiziell bescheinigt zu hinterlegen. Diese Geldscheine werden verändert in die Ausstellung integriert. Jeder Investor erhält bei Verkauf den erzielten Preis oder nach Ausstellungsende sein Kunstwerk zurück. Die in der fast einjährigen Beschäftigung entstandenen Arbeiten sind in ihrer Unterschiedlichkeit als Anschauungsmaterial in den Galerieräumen zu besichtigen. Bei den bisher bearbeiteten Geldscheinen handelt es sich nicht nur um Euro, sondern auch um internationale Valuta. Das optisch veränderte, "zerstörte" Geld wird präsentiert und die Ästhetik des Materials vorgeführt. Letztendlich Mehrwert geschaffen - vom Tauschwerk zum Kunstwert. Hiermit wird der Prozess des Kunstmarktes abgekürzt und revolutioniert, in dem Geld für Kunst investiert und Kunst über Geld definiert wird. Das Ausstellungsprojekt ist eine einmalige Kooperation der drei Berliner Künstler. Galerie Weisser Elefant Auguststr. 21 Berlin Mitte tel: 030 - 288 84 454 - 09. 6. - 15. 7. 2007

FAZ Artikel

EX-Economist, 2016:

„Wir machen mehr aus Ihrem Geld“, ist der verführerische
Slogan, mit dem Investmentbanken ihre Kunden
zu riskanten Anlagegeschäften mit hoher Rendite
verlocken wollen. „Wir machen mehr aus Ihrem Geld“,
versprechen auch die drei Künstler Uwe Jonas, Peter
Kees und Hans Winkler, allerdings mit anderer Diktion
und Zielrichtung. In ihrer Ausstellung in der Galerie
„Weißer Elefant“ in Berlin-Mitte, boten sie den Besuchern
einen ganz besonderen Bargeldservice an: Ein
im Schwefelsäurebad zersetzter Euro-Schein, machte
das Verschwinden der ehrwürdigen Nationalwährung
konkret und bildhaft greifbar.
Die Spur der Auflösung ist bei jedem Geldschein eine
andere und führt zu einer Individualisierung des abstrakten
politischen Akts der Währungsreform 2002.
Neben diesen finanzpolitischen Aspekten, besitzt
die Aktion jedoch auch eine ästhetische und kunstmarktkritische
Dimension: „Das optisch veränderte,
„zerstörte“ Geld wird präsentiert und die Ästhetik des
Materials vorgeführt“. […] „Hiermit wird (aber auch)
der Prozess des Kunstmarktes abgekürzt und revolutioniert,
in dem Geld für Kunst investiert und Kunst
über Geld definiert wird“ (Jonas/Kees/Winkler). Letztendlich
wird ein neuer Mehrwert geschaffen – vom
Tauschwert zum Kunstwert. Zugleich ist es auch eine
geistige Befreiung, die den neuen Mehrwert ausmacht,
der in der Befreiung vom Denken in monetären, kapitalistischen
Kategorien liegt. Nach der Eröffnung der
Ausstellung wurden die Ausstellungsräume, als auch
die Privatwohnungen der Künstler vom LKA (Landeskriminalamt)
Berlin durchsucht.
Byung Chul Han schreibt in seinem Buch „Psychopolitik
(Verlag S. Fischer, Frankfurt/M 2015), S. 73:
„Vor einiger Zeit wurde über eine sehr ungewöhnliche
Begebenheit in Griechenland berichtet: „[…] Es ist ein
Ereignis, das einen eminent zeichenhaften Charakter
besitzt, das wie ein Zeichen aus der Zukunft wirkt: Kinder
hätten in einer Häuserruine ein großes Bündel von
Geldscheinen entdeckt. […] Sie spielten damit und zerrissen
sie. Diese Kinder nehmen womöglich unsere Zukunft
vorweg: „Die Welt liegt in Trümmern. In diesen
Ruinen spielen wir, wie jene Kinder mit Geldscheinen
und zerreißen sie“ (Red.)

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